Moto Guzzi Falcone
Moto Guzzi Falcone
Apr - Die Guzzi Story - Day 5
Friday, April 18, 2014
Day 5 Wednesday 02/03/14
Heute ist der Tag an dem die Guzzi’s getestet werden sollen… Gio ist schon morgens früh aufgeregt… aber zuerst geht es mal wieder - in ihre mittlerweile Stamm Pasticceria - frühstücken und Gazetta lesen…
Anschliessend kaufen sie beim Bäcker eine Foccacia um ihr Gewissen gegenüber Pascalina zu beruhigen die sie jeden Tag bekocht als wenn es der Letzte wäre… hier kann man im Geschäft noch zusehen wie das Brot im Steinofen gebacken wird …
Unterwegs treffen sie Michele der schon wieder auf dem Weg zur Feldarbeit ist…
Bei Lino angekommen stürzen sie sich gleich auf die Guzzi’s … das wichtigste Ereignis der ganzen Woche… Die erste Feststellung ist, dass keine der beiden Bikes Benzin im Tank hat… also erst einmal auf zur Tankstelle Benzin kaufen… danach folgt eine stundenlange Prozedur um das erste Bike zum Leben zu erwecken… keiner weiss ob die Teile überhaupt laufen …
Nach ein paar Kicks kommt der erste Dämpfer … der Moto ist blockiert und das der Starter lässt sich nicht mehr durch drehten… da das Bike für alle völliges Neuland ist wird es nun erst einmal halb zerlegt … der Ventildeckel werden schließlich abgeschraubt und die Ventile frei gelegt … hier sieht alles neu aus … die Stösselstangen sind in einem Zustand wie wenn sie gestern im Werk von Mandello del Lario zusammen gebaut worden wären…
Der Fehler wird schliesslich gefunden als der Deckel der Schwungscheibe abgeschraubt wird. Die fordere Fussraste blockiert die Schwungscheibe… Nach ein wenig Justierarbeit läuft das ganze wieder rund und der Ventildeckel kann wieder zusammen gebaut werden…
Ganz langsam entwickelt sich das Baby zu Ihrem Bike da sie nun einen ersten Eindruck von diesem urigen 500cc Einzylinder Motor bekommen haben. Das Kicken der Maschine kommt zuerst sehr schwerfällig vor … wenn das Bike auf voller Kompression steht können sich 3 Kamele auf den Kickstarter stellen … nichts bewegt sich …
Der Motor dreht nun wieder aber es zündet immer noch nichts … also Kerze ausbauen … auch diese ist neu … sie zündet einwandfrei … das heisst es liegt an der Spritzufuhr … also Luftfilterkasten abbauen und etwas Äther einspritzen … da ist sie also die erste Zündung … der Vergaser bekommt keine Sprit … nochmals die Benzinhähne untersuchen … anders als bei einer Ducati stehen sie auf waagerecht damit die Benzinzufuhr geöffnet ist … noch eine paar Kicks und sie läuft … der Klang des Motors ist urig … sie sind begeistert…
Mit dem langen Schock Hebel lässt sich das Standgas so tief stellen dass jeder einzelne Arbeitstakt des Motors wie in Zeitlupe zu hören ist … die Rückholfeder des Kickstarters ist mittlerweile abgebrochen … das ist ein Teil welches als Verschleissteil angesehen wird … es kostet 3 Euro … aber im Moment müssen sie den Starter erst einmal hochbinden damit die erste Probefahrt statt finden kann…
Gio ist zuerst dran … er fährt 2km die Strasse lang und kommt mit einen dicken Grinsen zurück … das Bike haellt also offensichtlich durch… Als nächstes ist Mikel dran...
Also erst nochmals starten: Ventilausheber unter dem Kupplungshebel… Choke am rechten Lenkerende…. Durch die Erfahrungen mit der Hailwood geht man die Sache erst einmal vorsichtig an... Ein erster Kick bringt die gewaltige Schwungmassen in Bewegung … ein zweiter gleich hinterher startet sie ohne Probleme… so kickt man also eine Falcone … das war der Trick von Alex… Man brauch zwar etwas Kraft aber selbst eine alternde Ballerina könnte sich mit dem vollen Gewicht ihres Hinterteils auf den Kickstarter fallen lassen ... Die Guzzi ist nicht bösartig… zurückschlagen gibt es nicht … die Kurbelwelle und die Schwungscheibe wiegen zusammen fasst 20kg… Dreht man am Gasgriff, so ist deutlich zu merken, dass der Kolben sich bemühen muss das schwere Schwungrad in Gang zu bringen… dafür aber ist eins sicher - wenn sie läuft denn läuft sie … Kurze Gasstöße lassen die Maschine auf dem Ständer in der Halle jedesmal 5-10 cm nach hinten wandern wegen der gewaltigen Schwungmasse… kein schnelles Hochdrehen wie bei einer Ducati sondern, eher das Gefühl eines Traktors…
Man sitzt super bequem auf der Guzzi… der überdimensionale Fahrersitz aus den 30er Jahren mit seiner eigenen Federung erlaub es dem Militaristen bis nach Russland zu fahren ohne dass er am nächsten Tag ein gebrochener Mann ist… lange Reisen sind kein Problem mit dem Teil …
Die Schaltwippe auf der rechten Seite, hinten nach unten treten und … krrrrrrack … der Erste ist drin… Etwas Gas …Der Motor zieht, ohne sich zu verschlucken und ohne dass man mit der Kupplung spielen muss das Ungetüm voran… Man muss sofort über die Schaltwippe nach vorne den zweiten Gang einlegen. Der erste ist völlig unbrauchbar und liefert nur Schrittgeschwindigkeit… hat bestimmt etwas mit dem Militär zu tun… so gesehen hat das Ungetüm eigentlich nur 3 Gange… Es geht ein kleines Straesschen bei Lino vor dem Haus hoch … Man kann dort locker 3 km weit fahren ohne dass es jemanden stört… Sobald das Teil rollt ist das Gewicht weggezaubert… erstaunlich und mit Sicherheit durch den tiefen Schwerpunkt mit dem liegenden Zylinder begründet…
Es gibt ein paar Hauser und Feldarbeiter die einem jedes mal hinterher sehen wenn man vorbei gepoltert kommt… der Strassenbelag passt gut zur Falcone … er ist irgendwo zwischen ganz passabel auf längeren geraden Teilen und absolut saumäßig mit 10 cm Sand auf anderen Teilen… Der dritte Gang ist ein Universalfahrgang für kleinste Nebensträßchen während der vierte von 60 kmfh an den ganzen Rest abdeckt… Mehr als diese zwei Gänge braucht keine Mensch auf dem Teil… Im vierten Gang mit 40 tuckern ist auch kein Problem… man kann dabei jedem Tackt zuhören … dreht man die Gänge aus macht sie eine menge Krach aber keinen wirklichen Spass…
Das Fahrwerk macht ebenfalls einen guten Eindruckt… Die etwas über 20 PS werden es kaum überfordern … Trotz der 45 Jahre alten Reifen fühlt man sich sofort sicher auf dem Teil… Die ideale Reisegeschwindigkeit dürfte mit dem Teil bei 80-90 liegen … mehr geht auf dieser kleinen Teststrecke eh nicht… die Bremsen muessen natürlich überarbeitet werden nach 45 Jahren … das urigste ist die Schaltung … einfach so schalten kann man getrost vergessen … man muss am besten den Motor auf eine angenehme Drehzahl runter kommen lassen bevor man an einen Schaltvorgang denken kann… auch dass erinnert sehr an Mikel’s Traktor … meistens macht der Schaltvorgang sich lautstark bemerkbar …. krrrrrrrak … Konzentration ist angesagt … Die großen Schwungmassen und die langen Schaltwege erfordern eine kurze Pause beim Hochschalten und Zwischengas beim Herunterschalten… Die Schaltwippe ist für ein solches Motorrad gar nicht so übel… Irgendwo auf der kleinen Strasse wird gedreht und zurück getuckert …
Beim zweiten Mal geht hierbei der Motor aus … Mikel’s Schuld … normalerweise bleibt die Guzzi an wenn sie an ist … einmal kicken und schon ist sie wieder da … lästig ist, dass der Kickstarter durch die abgebrochene Feder wieder hochgebunden werden muss …
Zurück vom zweiten Test Ride ist erst einmal Mittagessen angesagt … Pasqualina hat sich mal wieder selbst übertroffen… heute wird draussen gegrillt … Es gibt gegrille Dorade und anschliessend gegrillte Salciccia und Lammkoteletts (vermutlich hat irgend jemand ihr erzählt dass Mikel diese gerne mag … der Verdacht fällt hierbei natürlich auf Gio} … dazu gibt es Salat, Oliven, Brot und Foccacia … lecker …
Nach einem ausgiebigen Essen und einer kurzen Ruhepause wenden sie sich der zweiten Guzzi zu … diese lässt von der ersten nur dadurch unterscheiden, dass der Tank etwas ramponiert ist weil jemand versucht hat die Militärbezeichnung auf rabiate Weise versucht hat zu entfernen … hierbei sind ebenfalls die beiden Guzzi Logos an den Seiten zu Opfer gefallen … ausserdem hat diese Falcone Fussrasten hinten… das heisst Irene kann später mit auf die Testfahrt, wenn - oder besser falls sie läuft…
4104 km stehen auf dem Tacho … das sind zwar ein paar mehr als auf der anderen aber es zählt immer noch als neu … man muss damit noch ganze 2000 fahren bevor man sie in Luxembourg anmelden kann - sonst muss sie nach 45 noch als Neufahrzeug verzollt werden... Schwachsinn ...
Natürlich springt auch diese Falcone nicht auf Anhieb an … der Fehler wird diesmal gleich mit Hilfe von Äther diagnostiziert … kein Benzin also … Guzzi scheint sie zu verarschen … die gleichen Benzinhähne wie bei der ersten Falcone funktionieren bei der zweiten anders … wo bei der ersten auf ist - ist hier zu … nach dem das also rausgefunden ist geht sie für ein altes Mädchen sehr problemlos an …
Gio dreht ihr jedoch sofort die Zündung wieder ab als auffällt, dass eine Lampe mehr im Cockpit anbleibt als bei der anderen … das kann nur die Öllampe sein… Im “Buus” liegt glücklicher Weise noch ein Liter 10W40 … dieser verschwindet im Kurbelgehäuse der Falcone ohne dass irgendwo ein Zeichen am Ölstab zu sehen ist… Lino hat leider kein Öl … daher hilft nur wieder einmal die Fahrt mit dem Benz zu Tankstelle … Dort kaufen sie zuerst einen Liter … entscheiden sich aber doch kurzfristig lieber auf 2 Liter aufzustocken … das war auch gut so, denn die 2 Liter verschwinden ebenfalls fasst ganz in der Falcone bis der Messstab zufrieden ist… Weshalb auch immer ... es war also kein Öl drin…
Los gehts… natürlich benötigt auch die zweite Guzzi ein wenig Feineinstellung … am lästigsten ist das der Gasgriff hängen bleibt und nicht von selbst zurück kommt … aber immerhin … sie läuft und blubbert vor sich hin … auch diese wird nun ausgiebig getestet … zu Schluss darf sogar Irene als Sozia mitfahren… und trotz der obligatorischen “fahr bloss langsam Szene”, scheint es ihr irgendwie zu gefallen…
Nachdem auch diese Guzzi für gut befunden wurde kommt schliesslich Lino’s Falcone 500 Polizia an die Reihe … abgesehen davon, dass der Sozius Sitz nicht existiert und das Teil in blauer Polizia Farbe daher kommt ist sie identisch … na gut … sie hat auch einige km mehr runter sieht etwas abgerockter aus aber Lino hat sie auch zum halben Preis bekommen… Hier gibt es kaum was zu tun … sie läuft auf anhieb … schliesslich hatte Lino sie ja auch schon am Laufen…
Was für ein Tag … Sie haben an 3 Falcones geschraubt und sind damit rumgefahren … dieses urige Falcone Fahrgefühl ist eine Erinnerung die einen nicht los lässt und die im Hirn eingespeichert bleibt… im Gegensatz zu einer grossen Königswelle die wie jede andere Ducati zum heizen animiert macht dieser Saurier spontan Lust aufs dahin tuckern … es ist ein Reisemotorrad … das erste richtige Reisemotorrad in Mikel’s Sammlung … Sie laed dazu ein durch halb Europa mehrstündige militärische Streifenfahrten zu machen … kein Wunder dazu wurde sie vermutlich auch konzipiert… Man könnte mit einer Falcone problemlos eine weite Reise machen … besser noch sie laed einen dazu ein… wieder einer dieser Gedanken die sich im Kopf fest setzen und man wird sie nicht mehr los bevor man ihn verwirklicht hat…
Sie machen noch ein paar Fotos mit ihren Guzzi’s dann ist auch schon später nachmittag … Der Tag ist verflogen wie alle Tage hier im Süden … Na ja dieser vielleicht noch schneller als all die anderen … und dabei waren sie noch nicht mal im Jeppsons für heute …
Gio hat sich in den Kopf gesetzt um noch in den “Parco Commerciale die Casamassima” zu fahren … also werden die Bikes wieder abgedeckt und im hinteren Bereich von Lino’s Werkstatt fest verschlossen … dort sollen sie die nächsten Monate wie auch die letzten unter einer Decke verbringen … immerhin wissen die Jungs jetzt dass sie laufen …
Der “Parco Commerciale die Casamassima” ist ein normaler Supermarkt mit vielen Geschäften und einem grossen Markt in dem es praktisch alles gibt… Eigentlich haben diese hässlichen Teile besondres hier im Süden gar nichts verloren könnte man denken … sie sorgen dafür, dass die Qualität der Produkte auf billiges, gesamteuropäisches Niveau abfällt und dass die Feldarbeiten noch weniger fuer ihre Ware bekommen … am schlimmsten ist natürlich, dass sie die Kultur zerstören … Die Südländer lieben den Supermarkt natürlich genau dafür … Natürlich gibt es geringfügige Unterschiede zum Aldi oder Auchan im Norden … zum Beispiel ist hier das Eis besser hier … aber das war dann auch schon fasst alles …
Mikel hasst diese Teile … geht aber natürlich bereitwillig mit … die beste Ausbeute nach einer Stunde Shopping … Eine HipHop Uhr für Irene, eine Motorrad Zeitung und zwei Flaschen “Il Falcone” Wein aus “Castel del Monte Riserva DOC” … das ist einer der teuersten Weine des ganzen Supermarktes … “Das Weingut der Familie de Corato liegt in der Nähe von Andria und ist der traditionsreichste Betrieb im mittleren Teil Apuliens. Seit 1949 füllt man hier Wein in Flaschen ab. Das berühmte Stauferkastell von Friedrich II gibt der D.O.C. den Namen” … Eine Falsche wird aufgehoben fuer den Tag wenn die Falcone’s in Luxembourg angemeldet sind und eine Falsche ist fuer Lino … Er hat sie sich verdient …
Nach dem Grosseinkauf ziehen sie sich erst einmal in “Roc zockzocks” Apartment zurück um sich frisch zu machen und einen Apperetivo zu sich zu nehmen… dann geht es zusammen mit der ganzen Famiglia ins Restaurant … schliesslich ist ja der letzte Abend … sie entschliessen sich das Restaurant des Vorabends rauszusuchen… die “Oreccitte alla Cime di Rape” waren einfach Weltklasse und immer noch im Gedächtnis …
Luciana hat sogar ihren Freund mit gebracht… Alle sind aufgebracht und haben sich extra herausgeputzt… das Essverhalten ist dafür jedoch eher zurückhaltend … jeder möchte “nur” eine Pizza … die wenigsten der Bande lassen sich zu einem Dessert überreden … Mikel ist etwas beschämt dafür das Pasqualina sich die ganze Woche einen ab gekocht hat für sie… die Laune ist dafür umso besser… die ganze Famiglia scheint es zu geniessen im Ristaurante zu sein … sogar Michele, der am nächsten morgen wieder um fünf Uhr aufsteht und aus freien Stücken aufs Feld raus geht, ist fröhlich und ausgelassen… Es wird ein netter letzter Abend mit den Della’ias und es ist sicher, dass es nicht das letzte Mal ist wo Irene und Mikel nach Casamassima kommen werden.
Als der Abend dem Ende entgegen geht, geht es zurück zum Appartement wo noch ein paar Flaschen “Dreher“ geleert werden… dann geht es ins Bett und in der Traumwelt kommt das Blubbern des liegenden 500cc Einzylinders zurück…
Ganz langsam entwickelt sich das Baby zu Ihrem Bike da sie nun einen ersten Eindruck von diesem urigen 500cc Einzylinder Motor bekommen haben. Das Kicken der Maschine kommt zuerst sehr schwerfällig vor … wenn das Bike auf voller Kompression steht können sich 3 Kamele auf den Kickstarter stellen … nichts bewegt sich …